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Love & Peace (Analog)
Die Loveparade ist Geschichte. Für die Szene elektronischer Musik ist sie es
längst. Als Dr. Motte im Jahr 2001 die Veranstaltung verkaufte, wurde die „Liebesparade“ deren ursprüngliche Philosophie es war, mit Hilfe von Musik und Tanz Liebe zwischen den Menschen und damit die Basis für den Weltfrieden zu schaffen, zu einem massenkompatiblen Musik-, Marketing- und Medien-Event.Marek Brandt ist mit einem eigen Plattenlabel, das den Namen „Privatelektro“ trägt und experimentelle elektronische Musik vertritt, Teil der Underground-Szene. Er legte in den neunziger Jahren in Berliner Clubs wie WMF und Tresor auf, suchte aber als Fotograf (er studierte Fotografie bei Tim Rautert in Leipzig) mehr als die musikalische Auseinandersetzung mit den verschiedenen Elektro-Stilen, er versuchte dieses Umfeld auch fotografisch festzuhalten. Es handelt sich bei den Fotos weniger um eine Dokumentation der Clubbings, der Mensch spielt bei ihm nur mittelbar eine Rolle, sondern viel mehr um die visualisierte Philosophie dieser Bewegung und ihrer Ästhetik. Berlin war in dieser Zeit was die Rave-Kultur anging, ein energetisch aufgeladenes Pflaster, auf das die ganze Welt blickte. Die Love Parade wurde international kopiert und das „kühle“ Deutschland, das weniger als andere Kulturen für Körperlichkeit und ekstatischen Tanz stand, wurde mit einem Schlag zu dem Land, das einen zeitgenössischen Ausdruck für etwas fand, was sonst in magisch-kultischen Ritualen etwa Südamerikas oder Afrikas zu verorten ist: Mit Hilfe von Tanz und Musik einen Zustand herzustellen, der durch Drogen zwar verstärkt werden konnte, aber auch ohne Drogen eine Droge war.Die Clubs stellen für Brandt daher „Traumwelten“ dar, die ganzheitlich in eine andere Wirklichkeit entführten. Der Sound der Herzfrequenz in einer Lautstärke, in der die verbale Kommunikation ausgeschalten ist und sich Außenwelt und Innenwelt zu einer einzigen Welt verschränken. Um diese Verschmelzung von Welten, geht es in Brandts Räumen, die Außenwelt zeigen und Innenwelt meinen. Die Club-Aufnahmen zeigen Clubs, in denen Brandt auflegte und die Nächte durchtanzte. Sie werden häufig mit Malerei verwechselt, denn sie erhalten trotz der abgenutzten Räume und der Ästhetik Berliner Kellerclubs der Nachwendezeit, durch ihren Fokus auf Bildaufbau und Farbe ein „klassisches“ Bildgefüge.Ein weiteres Bildmotiv sind Reliquien, Fundstücke, wie das abgerissene und durchgeschwitzte Loveparade-Bändchen oder aber T-Shirts, deren Sprüche oder Logos wie geheime Botschaften wirken. Nicht zuletzt existiert auch eine Brand´sche Party-Ikonografie in Form von Symbolen wie Luftballons und Federn, die wiederum eine eigene Reihe bilden. Entsprechend der Medialen Vielseitigkeit des Fotografen, Medien- und Soundkünstlers Marek Brandt, aber auch der thematischen Verbindung wird in der Ausstellung „Time Warp“ auch eine Sound-Arbeit gezeigt. Lu Potemka |
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