koennen wir

"Können wir ?"

Christian Bussenius

Malerei

04. 05 - 08.06. 2013

Opening / Vernissage: 03. 05. 19 h

Können wir - Oil on Canvas 2013 - 160 x 80 cm

 

The Man and the Blues

In seiner dritten Solo-Show bei Potemka zeigt Christian Bussenius Menschen. Genauer gesagt Männer. In der Vergangenheit malte er häufig Raketen, Züge, Maschinen, Feuerwehrmänner mit Feuerwehrautos, Superhelden also Rollen, Berufe, Reliquien, die männliche Herzen von 0-100 höher schlagen lassen; in seinem aktuellen Zyklus fokussiert er vor allem die Träger dieser Herzen. Und die sind in dem was sie tun, was sie tragen, wofür sie stehen, in ihrem Habitus, Kulturkreis und darin was sie genießen und mögen, sehr heterogen. Der Künstler malt Männer, die liebenswert sind, die träumen, Zigarre rauchen, etwas reißen, zeigen, oder einfach schweigend mit ihren Kumpels in der Natur an einem Felsstrand abhängen wollen. Es sind sympathische Typen, die man gerne kennenlernen würde. Sie sind in allen Bildern privat und ohne dass sich Abgründe auftun, scheinen sie einfach ihr Leben in ihren Möglichkeiten zu genießen. Es sind laut Christian Bussenius reale Personen und er suchte für diesen Zyklus seine Helden auf der Straße in Männern, die Assoziationen in ihm weckten, in denen er eine Geschichte zu lesen glaubte, die er dann auf den Leinwänden entfaltete, ohne einen wirklich persönlichen Bezug zu den Protagonisten zu haben.

Der Spirit der Bilder indessen, verweist auf eine Schattenseite der Emanzipation. Von hinten aufgerollt, fällt die Erklärung einfacher: Für die meisten Männer ist es eine wundervolle Vorstellung, allein unter Frauen zu sein. Männer denken dann an verheißungsvolle Bikini-Partys, auf denen sie im Licht der lachenden Sonne und angenehmen mediterranen Temperaturen zu loungigem Sol il Mar-Elektro, mit den Bikini-Girls tanzen, um dann mit allen gemeinsam in den Pool springen. Aber wenn das der Alltag ist und zwar von Kindheit an. Wenn es als Junge partout keine Männer in greifbarer Nähe gibt, sondern nur Frauen. Ist es dann wirklich ein Traum, der einzige Mann zu sein? Ist die Mutter wirklich per se der bessere Elternteil, oder besteht nicht auch die Gefahr einer Verzerrung der Erwartungen an den Mann, eine verweiblichte Sicht dieser Erwartungen und schlimmstenfalls die Tendenz, sich den Sohn als Partnerersatz zu krallen? Vielleicht brauchen Frauen Männer wirklich nicht mehr so stark und können ihr Leben mehr und mehr alleine verwirklichen, aber kleine Jungs brauchen Männer als Vorbilder, um ihren Animus, ihre Aggressivität und deren Grenzen natürlich entwickeln zu können, sie brauchen sie auch für lapidare Dinge wie Actionspiele und für Spiele, die Frauen i. a. R. langweilig finden (z.B. Matchbox-Autos einpzuarken).

Malerisch ist Christian Bussenius neben dem Studium bei Arno Rink und Neo Rauch geprägt von Aquarellen. die er vor Ort in der Natur malte, seiner Zeit als Sprayer und der Vorliebe für Comix. Die Aquarellmalerei ist in seiner Art mit Ölfarbe umzugehen immer noch zu erkennen und die Bedeutung der Landschaft zeigt sich darin, dass er seine Figuren am liebsten in Outdoor-Szenen setzt, wobei die Natur mehr als eine pure Kulisse ist. Zuweilen nimmt sie die Hälfte der gesamten Bildfläche ein. Ein Maler, der hauptsächlich an Figuren interessiert ist, würde ihnen sehr viel mehr Platz einräumen, sie heranzoomen, aber gerade durch die gleichwertige Bedeutung von Landschaft und Figur, entstehen oft interessante und ungewöhnliche Kompositionen, die viele Fragen aufwerfen. In den neuen Bildern setzt der Maler vermehrt zeichnerische Elemente ein und die verträumten Welten früherer Werke, die Landschaften, in denen Elfen und Feen wandelten und über denen ein entrückter Zauber lag, sind dem Diesseits gewichen; Entsprechend wird das verträumte, weiche, modulierte Herausschälen der Figur vom Hintergrund grafisch konterkariert und in Geschwindigkeit versetzt. Zudem widmet sich Christian Bussenius in den Bildern ganz fokussiert seiner ihm inhärenten Virtuosität der Farbe Blau - Yves Klein hatte ein Blau, Christian Bussenius hat viele! Jedes Bild ist in etlichen Blautönen nuanciert und und jedes Blau ist vom Grundton her vollkommen anders, es wird in exemplarischer Weise deutlich, wie sehr gerade Blau die Temperatur der Bilder beeinflusst... man riecht förmlich das Salz des Meeres, durch den kühlen Wind und glaubt frierend an der Ostsee zu stehen, aber dann, beim nächsten Bild, kommt unmittelbar die Wärme mit einem strahlenden Himmel über Nizza zurück.

Lu Potemka

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