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TROMPE LE MONDE
In ihrer Ausstellung „Trompe le Monde“ verarbeitet Sophie von Stillfried das Thema Täuschung. Es geht um unerfüllte und unerreichbare Sehnsüchte. Um Enttäuschung, die aus Manipulation und Selbsttäuschung resultiert.
Dergestalt steht das gleichnamige Bild „Trompe le Monde“ sinnbildlich für eine Erwartung, die nicht eingelöst wird und bei der die Realität vollkommen vom Wunsch abweicht.
Wie in früheren Werken kommt auch hier im Zyklus dem Thema Tattoo eine große Rolle zu - im Werk der Künstlerin ist das ein Sujet, dem eine ebenso interessante wie mysteriöse Verwandtschaft zugrunde liegt: Als ich bei der Ausstellung „Nude Visions“ der Olbricht Collection im Museum der bildenden Künste vor einer historischen Fotografie stand, auf ihr eine Figur, deren Körper fast vollständig tätowiert war, dachte ich an Sophie von Stillfried und empfahl ihr, sich diese Arbeit anzusehen. Wenige Tage später endete „Nude Visions“, so dass sie mit ihrem Vater vor verschlossener Türe stand, den letzten Katalog der Ausstellung aber noch ergattern konnte. Das Foto von dem ich sprach, war im Katalog abgebildet und dessen Urheber war kein anderer als Raimund von Stillfried - Sophies Urgroßonkel, von dessen Existenz sie bis Dato nichts wusste. Ich hatte nicht auf den Namen des Fotografen geachtet, doch ihr Vater erzählte die Geschichte, dass Raimund (der ursprünglich auch ein Maler war) auf abenteuerliche Weise in Südamerika zu einem Fotoapparat kam, nach Japan floh und tatsächlich den ersten Fotoapparat nach Japan brachte. Der Kaiser war fasziniert von der Fotografie, und so arbeitete Raimund von Stillfried am kaiserlichen Hof als Fotograf und fotografierte vor allem Einheimische, die u.a. stark tätowiert waren. Verblüffend ist die Gemeinsamkeit ihrer Motivvorlieben, die sich nicht allein in der Tätowierung begründen, sondern auch in einem starken Interesse an Körperlichkeit, so dass erotische Werke und auch Sumo-Ringer im Werk beider ihren Platz erhielten.
In den neuen Bildern zeigt sich Erotik vermehrt durch Absenz, durch die Abwesenheit von etwas - beispielsweise durch Verhüllung - um das Sich-Zeigen zu verweigern; für die Künstlerin liegt darin aber auch die Botschaft, dass nicht alles im Leben in Erfüllung geht, was man sich wünscht. Erfüllen sich gerade die Dinge, die man nicht will? Ist die einzige wahre Liebe die Unglückliche? Sind Pärchen Märchen (so ein weiterer Bildtitel)? Oder gilt das altbewährte guatamaltekische Sprichwort, das besagt: "Amor lechos es para pendechos1" Lu Potemka |
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