Prinzessinnen und Heilig
Justyna Koeke: Prinzessinnen und Heilige, 2016 - Performance

"Prinzessinnen & Heilige"

Justyna Koeke

Performance / Installation



Ausstellung: 26. 05. - 23. 06. 2016
Opening: 25. Mai: 19 h

Die Grundlage für das Projekt „Prinzessinnen und Heilige“ ist die skulpturale Modekollektion, die die Künstlerin Justyna Koeke anhand von Zeichnungen aus Ihrer Kindheit genäht hat.
Eine Kollektion tragbarer Skulpturen für Seniorinnen. Sie und ihre Schwester haben im Kindesalter ihre damaligen Heldinnen gemalt, durchweg Prinzessinnen und Heilige in liebevoll-fantastischen Kostümen. Diese bunten, detailverliebten Entwürfe hat sie nun in die Realität übertragen und Kostüme geschneidert, die ebenso sehr Skulptur sind wie Haute Couture, aber auch als Reenactment vergangener Träume erscheinen.
Justyna Koeke hat die Bewohnerinnen eines Stuttgarter Seniorenheims für die Partizipation am Projekt „Prinzessinnen und Heilige“ gewinnen können: mit Begeisterung agieren sie als Modells für diese spezielle Kollektion. Denn die alten Damen, die am Ende ihres Lebens stehen, haben gleichfalls zu ihren Kindheitsträumen eine ganz eigene und spezielle Verbindung. Auch im Alter verändert sich die Sicht auf die Welt und sei es nur, weil man von der Mitte des Lebens an den Rand des Systems Gesellschaft wandert.
In einer Kooperation mit dem Fotografen David Spaeth sind nun Fotografien entstanden von den Models und den Kostümen in ihrer momentanen Lebenswelt. Auf den Bildern sieht man glänzende Oberflächen, klare Linien, sauber geschrubbte Tristesse: Seniorenresidenzen, vor allem die hochpreisigen, sind Orte höchster Sterilität. Das gesamte Architekturkonzept verlangt nach leisen Stimmen, Contenance, beinahe religiöser Andächtigkeit. Für Individualität scheint in den betreuten Wohnwaben kein Platz zu sein. Durch dieses Ambiente wird deutlich, dass es kaum einen größeren Gegensatz geben kann als Kindheitsfantasien und Altersrealität, kaum größere Extreme als die märchenhaften Träume von Mädchen und dem Dasein der Alten. Und doch gibt es dieses unsichtbare Band zwischen der Kindheit und dem Lebensabend, im Alter erinnert man sich an vergessene Kindheitsmomente. Dieses unsichtbare Band ist es, was die Arbeit von Jusytna Koeke sichtbar macht und die Fotografien von David Spaeth festhalten.
Trotz dieses so deutlichen Bruches zwischen Wunsch und Wirklichkeit, tönt die Frage, wie wir im Alter leben möchten, nur leise und gänzlich ohne den erhobenen Zeigefinger aus den Bildern. Vielmehr geben die Fotos in all ihrer surrealen Skurrilität und hell strahlenden Lebensfreude bereits eine mögliche Antwort: Nicht alleine!



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