Tiere, in unserem mitteleuropäischen  Kulturraum angesiedelt, sind die Protagonisten der Bilder von Thomas  Geyer. Er zeigt sie weder im urbanen Raum, noch als domestizierte  Haustiere, sondern inszeniert sie als geheimnisvolle Wesen in ihrer  natürlichen Umgebung. Ist das als eine Liebeserklärung an das  rurale Leben verstehen? Thomas Geyer negiert seine Liebe zur Natur  keineswegs, sondern äußert sich zur Ausstellung und ihrem Thema  „Alba“ wie folgt: „Der frühe Morgen ist die Zeit der Tiere.  Die Natur ist am lebendigsten, wenn der Mensch gerade noch schläft.  Kurz darauf zieht sich die Natur wieder in sich selbst zurück und  verweigert sich unserer Wahrnehmung. Ein knappes Zeitfenster schließt  sich und der Mensch dominiert erneut das Geschehen.“
            Beim  näheren Hinsehen fällt auf, dass seine Tierarten Fuchs, Vogel,  Hahn, Katze... gänzlich in der Fabelwelt auftauchen und seit einer  Ewigkeit als Identifikationsfiguren für den Menschen fungieren. Der  Mensch nimmt gerne jedwedes Gefäß, zum Spiegel der Selbstreflexion.  Doch sieht der Maler in der Tierwelt den Reiz, dass sie für uns  Menschen eben doch nicht nicht in gleicher Weise durchschaubar sind,  wie es unsre eigene Spezies ist und dadurch weniger individualistisch  wirken. Ist der Mensch Protagonist, birgt jede Uhr, jedes Kleid, jede  Frisur bereits die Gefahr der Assoziation und der Geschichte in sich. 
            Tiere dienen, so Thomas Geyer, viel mehr der puren Anschauung,  auch wenn in den Bildern subtile Andeutungen auf den Kulturraum  existieren, oder zuweilen eine Gefahrensituation auftaucht, die die  augenscheinliche Harmonie zerstört, wie bspw. ein Greifvogel, der  ein Häschen jagt. Ihm geht es dabei jedoch nicht um das Thema  Gewalt, sonder um „the fact of living“; um den Fakt, dass das  Töten der Tiere untereinander, das stete Lauern des Todes in der  Natur, zu ihrem Leben dazugehört, Der Künstler sagt dazu: „...das  Töten hat nicht dieselbe Dramatik, wie für uns Menschen. Der  moralische Aspekt spielt keine Rolle, es geht um die  Arterhaltung.“
            Sicher keimt in der Kunst des Malers auch eine  Verbindung zur Romantik auf, doch gerade in unserer Zeit, wird die  intakte Natur mehr und mehr zum kostbaren Gut und Thomas Geyer zeigt  die Zuneigung ihr gegenüber nicht nur auf der Leinwand, sondern lebt  sie auch in Form von Achtsamkeit: angefangen von Bio-Eiern als  Malmittel, bis hin zum eigenen Bio-Weinberg, den er betreibt, setzt  er auf Jute anstatt Plastik. 
            Lu Potemka