Marlet Heckhoff : Vestibuel, 2019, Acryl auf Leinwand, 130 x 100 cm
Vita:
Marlet Heckhoff ist 1983 in Duisburg geboren, lebt und arbeitet in Leipzig
2006-09 machte sie eine Ausbildung als Tischlerin, ehe sie von 2009-11 Freie Kunst
an der Bauhaus-Universität in Weimar bei Norber Hinterberger und Naomi Tereza
Salomon studierte
Bis 2011 war sie auch Tutorin im Fachbereich Malerei, sowie der künstlerisch-
experimentellen Werkstätte an der Bauhaus Universität
Bis 2012 absolvierte sie in Isreal, in Jerusalem an der Academie of Art ans Design
zwei Auslandssemester (u.a. bei Jochai Avrabami und Talia Israeli)
Anschließend wechselte sie an die HGB, Leipzig und studierte Malerei/Grafik bei
Prof. Annette Schröter, bei der sie 2015 mit dem Diplom absolvierte.
Zuletzt schloss sie 2019 ihr Meisterschülerstudium in der Klasse für Installation und
Raum bei Prof. Joachim Blank an der HGB, Leipzig ab.
Preise/Stipendien:
2019 Research Residency, Neukölln, Berlin
2018 Artist in Residency im MEME Kunstraum, Kunsthalle Athen, Griechenland
2018 Förderung durch die ArsVersa Kunststiftung
2018 Local Participants Stipendium, Pilotenküche, Leipzig
2017 Drake Art Center Künstlerresidenz, Kokkola, Finnland
2016 Landesgraduiertenstudium des Freistaates Sachsen
2015 Residenz im Künstlerhaus Vorwerkstift, Hamburg
Sonstiges:
Seit 2015 Projektleiterin des Kunstfestivals „Lindenow“, Leipzig
Seit 2015 kuratorische und organisatorische Mitarbeiterin des Ausstellungsraums
„Westpol A.I.R. Space, Leipzig
Kunstsammlungen:
Kunstsammlung Sparkasse, Leipzig, Enter Art Foundation Berlin, Pilotenküche
Leipzig, Kunstsammlung Nuwamed, Leipzig
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Jetzt erst Recht (Malerei)
Vernissage: 17.10.2019, 19 Uhr
Exhibition: 18.10. - 16.11. 2019
Jetzt erst Recht
Ist es ungewöhnlich, dass eine abstrakte Künstlerin aus der Fachklasse Annette
Schröter hervorgeht? Hat es womöglich mit den Wurzeln an der Bauhaus-Uni zu tun?
Tatsächlich arbeitete Marlet Heckhoff während ihrer Zeit an der Bauhaus-Universität
Figurativ und das war auch der Grund für sie, zum Hauptstudium an die HGB zu wechseln. „Mein Interesse galt der Figur. Die Hintergründe vernachlässigte ich immer, aber als ich das wahrgenommen habe und anfing intensiver an meinen Hintergründen zu arbeiten, interessierten die mich bald mehr als die Figuren. Irgendwann ließ ich die Figuren ganz weg“. So lautet die Antwort auf die Eingangs gestellten Fragen „Jein“ - „Ja“, es ist ungewöhnlich als Absolventin von Annette
Schröter abstrakt zu malen und „Nein“, mit der Bauhaus-Uni hat es nichts zu tun. Der Weg zur Abstraktion war eine Entwicklung und die ungeplante Folge eines Prozesses.
Das Überraschende ist, dass die Bilder Heckhoffs zeitgeistig wirken, obgleich sie an
die 80er Jahre erinnern, aber eben nicht an die Malerei der 80er, sondern an die Ästhetik der Popkultur aus der Zeit. Bei genauer Betrachtung werden die Räume sichtbar, in die diese kraftvollen, farbenfrohen, geometrischen Kompositionen führen. Angedeutete Gegenstände und Perspektiven lassen erahnen, dass diese Bildwelten nicht vollkommen losgelöst von der sichtbaren Welt entstanden sind. Zunächst drängt sich die Verbindung zur Architektur auf, doch Marlet Heckhoff relativiert diesen Bezugspunkt, indem sie darüber hinaus auf die Inspiration zufällig entstandener Anordnungen verweist, beispielsweise ganz alltägliche Arrangements, wie etwa das Chaos, das auf dem Schreibtisch entstanden ist. Letztendlich verlieren die Urbilder ihre Bedeutung, weil sie durch die Übertragung auf das Skizzenpapier und dann auf die Leinwand immer stärker abstrahiert werden. „Mein Ziel ist es nach wie vor nicht, die Realität abzubilden. Die Gegenstände an sich sind mir nicht wichtig, sondern deren Formation und ihr Verhältnis zueinander. Schon bei der Skizze ist kaum noch zu erkennen, um welche spezifischen Dinge es sich handelt, und bei der Übertragung auf die Leinwand geht jede Verbindung zu einem real existierenden Objekt verloren. Es entstehen eigenständige Bildarchitekturen, die einen neuen, abstrakten Raum öffnen,“ sagt die Künstlerin.
Es geht Marlet Heckhoff um Fragen der Komposition, der Anordnung, des
Farbauftrags, der Oberflächen, des Lichteinfalls und der daraus resultierenden
Schlagschatten, also Fragen die die Malerei selbst und nicht die Inhalte, betreffen.
Der Werkprozess steht im Mittelpunkt. Jedes Bild resultiert aus tausenden Vielleichts,
für die während des Malens spontan Entscheidungen getroffen werden. Der Prozess ist der Plan und der Prozess ist für Marlet Heckhoff mindestens ebenso wichtig, wie das fertige Bild.
(Lu Potemka) |