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Linda Marwan – Erotische Abstraktion
Linda Marwan absolvierte letztes Jahr ihr Diplom an der HGB in Leipzig im Fachbereich Medienkunst. Das Ungewöhnliche an ihrer Diplomausstellung war, dass sie ausschließlich Malerei zeigte. Ein Medium, das sie sukzessiv intensiviert und weiterentwickelt hat, da die Malerei in der Lage ist ad hoc eine sinnliche Bilderfahrung herzustellen. Die unmittelbare Visualität und Körperlichkeit ist die Stärke der Malerei. Die Bilder Linda Marwans unterstreichen die Stofflichkeit ihrer Vorbilder, sie wirken atmosphärisch und auf eine distanzierte Weise erotisch.
Tatsächlich sind die Urbilder Naturelemente, wie Fell, Wolken oder Vegetation, die aus ihrer (meist urbanen) Umgebung herausgelöst wurden. Über diese Fragmentierung wird häufig noch ein Zoom gelegt, eine gesteigerte Konzentration auf ein Detail und damit eine Minimierung des Fragments. Obgleich der Gegenstand des Vorbildes bleibt, ist er dergestalt teilweise nicht mehr eindeutig zuzuordnen, sondern weckt allenfalls Assoziationen.
„Je tiefer man sich auf Formen und andere ästhetische Qualitäten einlässt, umso besser kann man die, in Betrachtung einer Sache durch den subjektiven Verstand ausgelösten Assoziationen, sein Wissen und seine Interpretationen beiseite schieben und den Untersuchungsgegenstand selbst, sprich seine eigene Stimmung, sein "sich selbst sein", wirksam werden lassen und sich im Endeffekt als Teilhabende, nicht Besitzende (etwas was der Intellekt gerne mit Dingen macht) eines großen Ganzen verstehen.“, sagt Linda Marwan über ihre künstlerische Intention.
Es geht in der Malerei Linda Marwans darum, den Verstand zu überlisten, der zur Kritik und Zensur neigt. Indem ihr der Blick auf „das Ganze“, d.h. die Naturdopplung genommen wird, hört die Ratio auf zu erkennen und zuzuordnen. Sie wird auf die Ebene des Empirischen zurückgeworfen, woraus im Idealfall eine sinnliche Rezeption resultiert.
Es gibt in der Ausstellung aber auch Werke, denen bewusst Symbole hinzugefügt wurden; den Betrachtenden also ganz konkret eine Lesart und damit eine Zuordnung angeboten wird. Das Symbol ist hierbei Platzhalter einer Sache oder eines Gegenstands. Fließt das Sinnliche ganz direkt mit Arten des Bezeichnens zusammen, stellt sich die Frage, wie sich Platz für Körper und Gefühl einräumen lassen und gleichzeitig auch das Denken in Form von Zuordnung, Wiedererkennung, Kategorisierung seinen Raum erhält. Hier kommt eine ganzheitlich intendierte Rezeptionsästhetik zum Tragen, die den Betrachtenden ihre Grenzen und Möglichkeiten des Wahrnehmens aufzeigen soll. Über die Wahrnehmung des Bildhaften hinaus, versucht die Künstlerin eine Sensibilisierung dafür zu erreichen, dass wir Teil einer Welt sind, die wir nie ganz verstehen, aber fühlen können.
(Lu Potemka) |
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The soft, cold dizziness of being exposed
Vernissage: 11. 03. 2020, 19 Uhr
Exhibition: 12.03.. - 09. 04. 2020
Mi - Sa: 13 - 18 Uhr
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