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Alex Tennigkeit's
finest Raws
Malerei und Cut-Outs

Vernissage: Sa.12.Juni 2021
Soft Opening 14- 20 h
Ausstellung: 13.Juni - 24.Juli 2021

Es gelten die aktuellen Corona Bestimmungen!


Alex Tennigkeit (*1976 in Heilbronn) wuchs in der Bodenseeregion auf. Ihr
Studium absolvierte sie von 1996 bis 2002 an der Staatlichen Akademie der
Bildenden Künste Karlsruhe bei Silvia Bächli und bei Andreas Slominski, bei dem
sie 2001 bis 2002 Meisterschülerin war. 2003 bis 2004 wurde sie durch die
Columbus Art Foundation gefördert und erhielt 2005 den GVS Förderpreis Junge
Künstler. Es folgten weitere Auszeichnungen und Ausstellungen im In- und
Ausland. 2012 kuratierte Tennigkeit eine Ausstellung zum Thema Angst und 2015
folgte mit dem Ausstellungsprojekt R.E.A.L. eine Untersuchung realistischer
Tendenzen in der aktuellen Malerei. Sie gehört zu den Gründungsmitgliedern des
MalerinnenNetzWerks Berlin-Leipzig. Alex Tennigkeit lebt und arbeitet in
Berlin.


Neustart Kultur
Neustart Kultur Wortmarke

Anorexia Alraune by Alex Tennigkeit

Cut Out - Arbeiten von Alex Tennigkeit

Die künstlerische Auseinandersetzung mit der Kunstgeschichte fand schon im 16. Jahrhundert statt. In der Renaissance übten vor allem die Künstlerinnen und Künstler den perspektivischen Blick auf die Antike. Alex Tennigkeits Arbeiten blickt nicht so weit zurück, wenngleich ihre Beschäftigung mit zwei Gemälden von Lucas Cranach d.Ä. diesen historischen Bogen erlauben könnte. 

Ihr Gemälde „Der Jungbrunnen“ hat das berühmte Vorbild des alten sächsischen Meisters vorm inneren Auge. Alex Tennigkeit erweitert das Sujet um die derzeit stattfindende Zeitgeist-Robotik, die KI-Technologie. Was vor zehn Jahren noch wie reine Utopie klang, ist heute Realität. Schon heute können sich Menschen E-Chips implantieren lassen. Wenn auch die Künstlerin ihr Bild als Allegorie auf eine noch einzusetzende Entwicklung sieht, die KI-Technologie wird bald Realität sein. Schwingt in ihrer Arbeit die Frage im Raum, wann und wie der Mensch von einer künstlichen Intelligenz ersetzt wird. Ihr Bild „Eva“ stehen auch mehrere Bildwerke Cranachs als Inspiration Pate. Eine weitere Inspirationsquelle  findet die Künstlerin in den antik-ägyptischen Stand-Schreitfiguren. Der Eindruck der Vorwärtsbewegung entsteht durch den Umstand, dass beide Füße gleichzeitig auf dem Boden bleiben. Ikonographisch ist „Eva“ insofern aufgeladen, weil der zerfurchte Boden und das Feuer Hinweise auf die seit 200 Jahren eingesetzte Naturzerstörung geben, ein Vorgang, dessen Zenit noch nicht überschritten scheint. Während Eva als Allegorie für eine Flucht nach vorn, in eine ungewisse Zukunft, stehen könnte, wendet sich Adam ab und will zurück ins Paradies.

Handwerklich knüpft Alex Tennigkeit ebenfalls Fäden in die Vergangenheit. Ihre „Cut Outs“ sind Arbeiten auf und mit Holz und anderen Materialien. „Die Idee zum Mais-Girl geht auf meine Kindheit zurück“, sagt sie zu dieser künstlerischen Reihe, die sie 2019 begann, „in der ich fasziniert mit jungen Maiskolben gespielt habe, die so schöne „Haare“ haben. So wurde der Maiskolben zur Puppe.“ Das „Anorexia“ betitelte Bild zeigt so ein Mais-Mädchen; eine Chimäre aus Maiskolben und weiblichem Wesen. Was in diesem Zusammenhang als schöne Kindheitserinnerung mitschwingt, wird durch die dünnen Beine des Mädchenmaiskolben relativiert. Heute so brisante Themen wie Ernährung, Hunger und Magersucht kreist sie mit dieser Arbeit ein. Sie collagiert mit Leichtigkeit Stahl, Fotoausschnitte, Aluminium und PVC in ihren Cut Outs. In den meisten Arbeiten steht Holz im Mittelpunkt. Thematisch spannt sich das Feld von zeitgenössischer Wirtschafts- und Gesellschaftskritik bis hin zu Diskriminierung von afrikanischstämmigen Mädchen wie in den Arbeiten „No more a Blackamoor“ und „Nuba with It-Girl-Hair“. Sowohl in diesen Arbeiten als auch in Selbstporträts dringen kunsthistorische Vorbilder in ihre von Pop-Art, Surrealismus und Expressionismus geprägten Gemälde, Installationen und Collagen durch. Die gegenwärtige Bilderflut verschränkt sie mit bereits bekannten ikonographischen Markern aus der Kunstgeschichte. Auf diese Weise werden wir an unsere eigene beschränkte Existenz erinnert, wie vergänglich wir selbst eigentlich auf diesem Planet sind und wie stark unser Fußabdruck mittlerweile geworden ist, obwohl wir so wenig für die Natur und unsere Mitmenschen leisten. Lust am Pathos gehört für sie selbstverständlich dazu. Nur so können wir ihre Bilder allumfänglich und in aller Tiefe verstehen lernen.

Daniel Thalheim

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