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Heterotropia

Yim Young Ju

Memoryscape

Malerei

Vernissage: 06. Oktober 2022

Ausstellung: 07.10. - 17.12. 2022



Biografie

Young Ju Yim ist 1972 in Incheon, Südkorea geboren. 

Er lebt und arbeitet in Leipzig und Berlin

1993-98 studierte er B.F.A. Fine Art Education an der IN HA University in Incheon, Von 2004-09 studierte er bei Prof. Sighard Gille und Prof. Annette Schröter Malerei an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig.



Kurzbeschreibung

Yim Young Jus Bilder reflektieren auf sehr poetische Weise die persönliche Erlebniswelt. Die Kontexte die er hinzuzieht, beziehen sich oft auf gesellschaftliche, philosophische und selbst religiöse Fragen. Er nimmt dabei die Rolle des Beobachters ein, d.h. statt die Urgründe des Lebens brachial herauszuschreien, bleibt er vornehm in seinem künstlerischen Vortrag, ohne etwas auszulassen, ohne Erlebtes zu verschleiern. Seine Zwei-Welten-Erfahrung spielt sowohl in seiner Bildsprache, als auch der Wahl seiner Themen eine tragende Rolle.






Young Ju Yim: Heterotropia Project, Lößnig, 2021, 60 x 9ß cm, Öl auf Leinwand

Heterotropia

In der Ausstellung „Memoryscape“ zeigt Yim Young Ju Landschaften – den urbanen wie den ländlichen Raum. Ausgangspunkt der Reihe ist eine „Mondsiedlung“ in Incheon. Mondsiedlungen sind in ihrer Erscheinung, den deutschen Kleingartenanlagen ähnlich, nur ohne nennbare Vegetation. Im Grunde handelt es sich um Ghettos. Die Konnotation mit einer rasanten Kriminalitätsrate in den Mondsiedlungen, ist allerdings nicht vergleichbar mit der Deutschlands: Ich landete in Gwangju, auf der Suche nach einem Künstlerbedarfsladen zufällig in einer Mondsiedlung. Es waren kaum Menschen zu sehen. Auf den ersten Menschen, den ich traf, ging ich zu und fragte nach einem Künstlerbedarf/Rahmenbauer (der Mann sprach kein englisch, ich kein koreanisch), Ich beschrieb, was ich suchte, mit  Händen und Füßen und wurde, im Zweifel, ob er mich richtig verstanden habe, an eine andere Stelle in der Mondsiedlung geführt. Dort wurde mir ein anderer Mann, auch ohne Englischkenntnisse, vorgestellt, der mich wieder an eine andere Stelle brachte und so ging das noch zwei weitere Male. Keiner von ihnen konnte englisch sprechen und mit jedem Personenwechsel und dem damit verbundenen Weg, fiel mir die Orientierung schwerer. Die Angelegenheit begann mulmig zu werden. Schließlich landete ich am anderen Rand der Mondsiedlung bei einen Schreiner, der mir helfen konnte. Diese hilfsbereiten Männer hatten verstanden, was ich suchte und schenkten mir ihre Zeit, wissend, dass ich den Schreiner alleine niemals finden würde. Das waren sehr zuvorkommende und höfliche Menschen. Ich beobachtete auf dieser „Exkursion“, dass viele Menschen in der Mondsiedlung Handwerks- und Reparaturarbeiten nachgingen und Künstler in und rund um die Mondsiedlungen ihre Ateliers hatten und im Gegensatz zu dem (reicheren) Viertel, in dem mein Hotel lag, auch viele ältere Menschen in der Mondsiedlung lebten. 
Doch zurück zu Yim Young Ju. In den siebziger Jahren, der Zeit als er noch ein Kind war, lebten dort viele Arbeiter, denn Südkorea war noch ein armes Land. Seine beiden Eltern gingen tagsüber zur Arbeit in die Stadt. Yim Young Ju war sich selbst überlassen und wuchs mit anderen Kindern in den Höfen der Mondsiedlung auf. So sind die gezeigten Orte auf den Bildern persönliche, erlebte und erinnerte Orte, „verinnerlichte Orte menschlicher Erfahrungen“ wie er es selbst beschreibt, in denen Vergangenheit und Gegenwart koexistieren. In diesen Wohngebieten, die er visuell einfängt, existieren absolute Systeme mit eigenen Regeln. Parallelen dazu sah er in Lößnig, einem Leipziger Stadtteil, der seine erste Lebensstation in Leipzig war. In den dort vorgefundenen Plattenbausilos zieht er eine Linie zu den Lebenserfahrungen in der Mondsiedlung und dadurch wurde auch die Stadtlandschaft Lößnigs als deutsche Randgesellschaft für ihn als Bildinhalt attraktiv. Um Wertung geht es bei den Landschaftsdarstellungen allerdings nicht. Randgesellschaften existieren in unterschiedlichen Milieus und Institutionen. Michel Foucault ordnete ihnen den Begriff der „Heterotropie“ zu und um deren Visualisierung geht es im gesamten „Memoryscape“-Zyklus. Yim Young Ju sucht nach der Prämisse aus, ob ein Motiv Teil seines Lebens war, oder Teil seines Erlebens ist. Er schreibt dazu; „Heterotropia das sind für mich verschiedene Dinge, die an einem Ort koexistieren und mehrdeutig interpretiert werden können. Wir können all diese Ebenen nicht simultan (be)greifen – aber genau das macht uns menschlich.“ .

Text: Lu Potemka

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